Lars David Kellner: Franz Liszt - Harmonium Works Vol. 1
Lars David Kellner, Harmonium
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Dass das Harmonium für Franz Liszt nicht nur eine instrumentale Randerscheinung oder ein exotisches Stilmittel war, beweisen seine zahlreichen ausdrücklich (ausschließlich oder alternativ) mit Harmonium besetzten Werke. Bekanntlich besaß er selbst einige solcher Instrumente und hat sicher auch zu ihrer klanglich-technischen Entwicklung beigetragen, wie das auch und vor allem für das Klavier und das Orchester gilt.
Der Pianist und Harmoniumspezialist Lars David Kellner hat den ersten Teil seiner Interpretationen Lisztscher Harmoniumwerke vorgelegt. Neben dem Weihnachtsbaum-Zyklus S186 enthält der Band zwei Ave Maria S667 und S545, A Magyarok Istene S667, Gebet S265, Resignazione S187a, Am Grabe Richard Wagners S267, den Papst-Hymnus S261 und O sacrum convivium S674a.
Auf seinem großen Mannborg-Saugwindharmonium in der Evangelischen Kapelle in Haar bei München vermag Kellner nicht nur den besonderen Reiz und die Fähigkeiten des Instruments zu vermitteln; seine Liszt-Interpretationen – darunter einige erstmals auf dem Harmonium eingespielte – machen eben auch musikalisch deutlich, warum Liszt sie diesem Instrument zugedacht hat. Da wäre nicht nur eine starke Innerlichkeit als Ausdruck religiöser Versenkung und Andacht zu nennen, nicht nur eine starke Verschmelzungsfähigkeit der Register bei gleichzeitiger dynamischer Flexibilität, die Fähigkeit eines durch den Spieler gezielt und hörbar eingesetzten Atmens auf dem Instrument, sondern auch – bei gekonnter Registrierung, wie Kellner sie exemplarisch demonstriert – eine fast orchestrale Bandbreite der Stimmen und des Plenums, ohne die oft einschüchternd-überwältigende Klangmasse einer Orgel.
Kellner hat sich mit Liszts Werken für das Harmonium so intensiv auseinandergesetzt – man möchte fast ›affiziert‹ sagen – dass seine Interpretationen zu großer Tiefe und Reife gelangt sind. Zudem verfügt er über alle spieltechnischen (und mit dem Mannborg zudem instrumentalen) Mittel, um Details (auf-) leuchten zu lassen, die auch dem Kenner der Kompositionen neue Einsichten vermitteln. Seine Darstellung kommt in ihrer Atem- und Stimmführung häufig dem Solo- oder Chorgesang da camera nahe; an anderen, zupackenderen Stellen (A Magyarok Istene, Papst-Hymnus) nähert sie sich in ihrem Gestus dem Orchester – nur eben ohne dessen mächtigen Apparat.
So vermögen Kellners Interpretationen Einblicke in Liszts musikalische Vorstellungswelt zu eröffnen, wenn sich dieser entschloss, für das Harmonium zu schreiben. Und manches Mal gerät man dabei ins Staunen und Nachdenken, etwa Am Grabe Richard Wagners... Lars David Kellner hat diesen Kompositionen mehr als nur Gerechtigkeit widerfahren lassen, er hat sie (unbeschadet anderer Einspielungen) ans Licht geholt und uns ihren besonderen Ort im Lisztschen Werk in Erinnerung gerufen.
Erfreulich ist es deshalb, dass Kellner bereits zwei weitere Einspielungen als Fortsetzung und Abschluss der Reihe angekündigt hat: Das Volume II soll Rosario, Zwei Kirchenhymnen, Ora pro nobis, Angelus und die Choräle für Kardinal Hohenlohe umfassen; Volume III schließlich soll der Via Crucis in Liszts Harmonium-/Orgel-Version gewidmet sein. – MS
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