Franz Liszt – Transcriptions from Works by Donizetti, Lassen, Mendelssohn, Meyerbeer, Weber
Andrey Ivanov, Piano
Franz Liszt Complete Piano Music Volume 55
Naxos 8.574149 | www.naxos.com
Für das Volume 55 der Naxos Gesamteinspielung aller Klavierwerke von Franz Liszt hat der junge belarussische Pianist Andrey Ivanov Transkriptionen von Werken Donizettis, Lassens, Mendelssohns, Meyerbeers und Webers interpretiert.
Ivanov weiß gleich mit den sehr selten aufgeführten Transkriptionen der Schauspielmusiken Eduard Lassens, Nachfolger Liszts im Weimarer Hofkapellmeisteramt, zu überzeugen. Charakteristisch und farbenreich, rhythmisch prononciert, und eher mit forschendem Interesse als mit übereifrigem Ausdruckswillen vorgetragen, profitiert die Darstellung des musikalischen Materials zu Hebbels und Goethes Schauspielen.
Ivanovs immenses technisches Vermögen verleiht Donizettis Lucrezia Borgia-Fantasie (S400, 1840) und Capriccio-Walzer (S401, 1842) eine selten zu hörende spielende Leichtigkeit und Farbigkeit, die das Interesse des Hörers jedoch an keiner Stelle mit technischen Kunststücken erzwingen will. Die bis an die natürlichen Grenzen ausgedehnte Virtuosität Ivanovs bewegt sich so selbstverständlich im Rahmen der Musik, dass man begeistert und mitgerissen bei der musikalischen Sache bleibt, ohne zwischendurch von der Frage abgelenkt zu werden, ob der Pianist das überleben wird (oder man selbst). Diese Art der Virtuosität dürfte Liszts Ideal nahekommen, der das technisch-instrumentelle Vermögen allein im Dienste der Erweiterung musikalischen Ausdrucks sah. Des Staunens allerdings über die derart entgrenzten Möglichkeiten des Klaviers kann man sich dabei nicht enthalten – auch das ist ja bedeutender Teil der Inszenierung.
Wen die Bühnentranskriptionen Liszts also bisher eher kalt gelassen haben, der mag sich diese Interpretationen Andrey Ivanovs einmal anhören; er könnte manches ganz neu entdecken.
MS