Franz Liszt – Die Legende von der heiligen Elisabeth. Oratorium für Soli, Chor und Orchester. Text von Otto Roquette.
Radio-Sinfonieorchester Warschau, Frankfurter und Marburger Konzertchor, Hersfelder Festspielchor, Siegrfried Heinrich (Leitung); Maria Szechowska, Doreen Millmann, Klaus Lapins, Istvan Bercewy (Solisten)
Aufnahme: 1983 – Digitale Überspielung/Remastering: 2021
Jubilate/JPC 0 745760 719860 |www.jubilate-schallplatten.de (Vertrieb JPC)
Das vom 1935 in Dresden geborenen Dirigenten und Kirchenmusikers Siegfried Heinrich Anfang der 1970er Jahre gegründete Label Jubilate verzeichnet vor allem klassische Werke außerhalb des allzu gängigen Repertoires. Heinrich, dessen Wirken Werke vom Mittelalter bis in die Gegenwart, von Ockeghem bis Penderecki umfasst, ist ein äußerst produktiver und umtriebiger Künstler, dessen Zentrum über Jahrzehnte Bad Hersfeld blieb. Dort war er als Kirchenmusikdirektor, Leiter der Opernfestspiele und Gründerleiter (und Bauherr) des Johann-Sebastian-Bach-Hauses tätig. Seine mit vielen Ehrungen ausgezeichneten Karriere führte ihn nichtsdestoweniger durch ganz Europa und insbesondere nach Osteuropa.
Die Bänder des Labels Jubilate werden nun neu herausgegeben (als CDs im Format 24bit/96 kHz); so auch diese Aufnahme der Legende der heiligen Elisabeth, die 1983 im Rahmen der Bad Hersfelder Festpiele aufgezeichnet wurde, und – so viel sei gesagt – ohne Weiteres mit anderen, auch moderneren Aufnahmen des internationalen Marktes konkurrieren kann. Ein ausgezeichnet auf den Punkt geführtes, fein differenziert klingendes und gerade in Einleitung und Interludien durch Spielfreude glänzendes Warschauer Radio-Sinfonieorchester, ein sehr homogen und präzise agierendes Ensemble aus drei Chören (Frankfurt, Marburg, Bad Hersfeld) machen diese Einspielung unter Siegfried Heinrichs Dirigat zu einer Empfehlung. Auch die Solisten erfreuen mit einer soliden und hörenswerten Leistung.
Freunde historischer Verlangsamung seien jedoch vor dem durchaus zügigen Tempo gewarnt, das die Aufführung anschlägt. Wie auch immer: Die innere Dramaturgie, der Atem der Aufführung ist schlüssig, organisch und beweist eine völlige Durchdringung und Erarbeitung der Partitur. Weder die Chöre, noch die Solisten klingen überfordert, das Orchester erst recht nicht. Dass die Textverständlichkeit gerade in den Chören nicht immer ganz gegeben ist, scheint eher aufführungs- und aufnahmetechnischen Bedingungen geschuldet. Und – die Bemerkung sei erlaubt – der selbst bei bestem historischen Willen verquast und verfehlt wirkende, teils pennälerhaft schwitzende Text von Otto Roquette verdient auch nicht allzuviel unserer Aufmerksamkeit...
Versteht man hier Liszts Wahl auch nicht, so erfreut und erstaunt sein kompositorisch in die Zukunft weisendes Oratorium doch immer wieder, zumal in dieser feinen und sehr hörenswerten Einspielung, die wir Siegfried Heinrich verdanken.
MS
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