Das Goethe- und Schiller-Archiv hat seine Liszt-Bestände in den Jahren 2015 und 2016 um bedeutende Handschriften bereichern können. Dazu gehört ein bisher unbekannter vierseitiger Brief von Bettina von Arnim (1785-1859) vom Frühjahr 1842 aus Berlin, der den bereits vorhandenen sechs Briefen an Liszt, die sich im Nachlass des Komponisten erhalten haben, zugeordnet werden konnte.
Der umjubelte Pianist hatte die vielbegabte 57-jährige Schriftstellerin und Komponistin auf seiner Konzerttournee in Berlin kennengelernt. Aus dieser Begegnung entspann sich ein schwärmerischer Briefwechsel, der bis in das Jahr 1853 reicht. Nachdem Bettina von Arnim Liszt mehrfach noch in Weimar besucht hatte, kündigte sie ihm 1854 indes die Freundschaft. Seine grenzenlosen Bemühungen um Wagners Werke, die sie ablehnte, und seine Schiller-Verehrung hatten zu erheblichen Differenzen geführt.
"Franz Liszt in Berlin" ist ein ebenso zu den Neuerwerbungen zählender vierseitiger Aufsatz von der Hand Carl Friedrich Weitzmanns (1808-1880). Der "progressive" Musiktheoretiker, der sich u.a. in seinem Liszt gewidmeten Buch "Der verminderte Septimenakkord" (Berlin 1854) mit den Kompositionstechniken der "Neudeutschen" auseinandergesetzt hat, beschreibt das grandiose, doch seitens der Presse umstrittene Liszt-Konzert am 6. Dezember 1855 im Saal der Berliner Singakademie. Zum ersten Mal hatte sich der Komponist Liszt in Berlin präsentiert und ausschließlich eigene Werke, darunter "Les Préludes", "Tasso. Lamento e Trionfo" und die Uraufführung des "13. Psalms", dirigiert.
Schließlich konnten acht Briefe Franz Liszts an verschiedene Empfänger aus dem Zeitraum 1834 bis 1883 in den Bestand aufgenommen werden – dabei ein Brief an Eduard von Liszt, seinen "Cousin" in Wien. Das vierseitige Schreiben vom 22. Januar 1879 wurde dankenswerterweise aus Mitteln der Deutschen Liszt-Gesellschaft finanziert.
Evelyn Liepsch