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Suzanne Husson - Franz Liszt: Transcriptions of Works by Johann Sebastian Bach

(Complete Piano Music Volume 39)

Naxos 8.573390 (2015)

© Naxos (2015)

Die in der Reihe Franz Liszt Complete Piano Music des Labels Naxos als Nr. 39 erschienene Aufnahme mit der argentinisch-französischen Pianistin Suzanne Husson umfasst Liszts Klavierbearbeitung der Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542, Searle 463 (einschließlich einer späteren Fassung der Fantasie) und die Sechs Präludien und Fugen für die Orgel BWV 543-548, Searle 462, hier in der Reihenfolge der Erstausgabe der Edition Peters aus dem Jahre 1852.

Bachs Einfluss auf und Bedeutung für Liszts Schaffen kann kaum groß genug eingeschätzt werden, und dies bekanntlich nicht erst, nachdem Liszt sich in der Bach-Stadt Weimar niederließ. So bieten die hier vorliegenden Übertragungen von Bachschen Orgelwerken (die tatsächlich teils aus Bachs Weimarer Zeit stammen) auf das Lisztsche Klavier einen besonderen Einblick in Liszts Bachrezeption. Dass Liszt sich seit seiner Weimarer Phase auch mit der Orgel intensiv befasste, macht seine Bearbeitung dieser Bachschen Orgelwerke zu einem doppelt interessanten Zeugnis. Sein Bestreben, die Werke Bachs einerseits in ihrem Text, andererseits auch in ihrem Charakter als Orgelwerke so getreu wie möglich zu wiederzugeben, findet ihren Niederschlag in klanglich-technischen äußerst reichen und anspruchsvollen Lösungen, so etwa in der Fuge aus Präludium und Fuge h-Moll BWV 544.

Die von Arturo Benedetti Michelangeli, Louis Hiltbrand und Bruno Seidlhofer geprägte Suzanne Husson präsentiert sich als meisterhafte Interpretin dieser Werke. Mit ihrem klangreichen, vollen Ton und sparsam-klugen Pedaleinsatz vermag sie bei aller Durchsichtigkeit gleichzeitig eine Körperlichkeit der Texturen zu schaffen, die gewissermaßen sowohl Bachs barocker Orgel als auch Liszts romantischem Klavier die Reverenz erweist. Eindrucksvoll auch Hussons Interpretation beider Fassungen der g-Moll-Fantasie BWV 542, in denen sie kraftvolle Spontaneität mit resignativer Einkehr sozusagen auf engstem Raum zu kontrastieren vermag. Husson nimmt mit ihrer Interpretation in der Reihe der großen Pianisten, die sich dieser Bearbeitungen angenommen haben, einen würdigen Platz ein.

Michael Straeter