16. Februar 2025
Wenn man Rolf-Dieter Arens in diesen Tagen begegnet, reibt man sich verwundert die Augen, weil man überrascht ist, dass er nun schon 80 Jahre alt sein soll. Geboren wurde er 1945 in Zinnwald-Georgenfeld im Erzgebirge. Mit diesem Ort verband man damals vor allem Zinn-Bergbau, der sich zudem auf ein Gebiet erstreckte, welches heute als Cinovec auf der tschechischen Seite bekannt ist. Mit diesem Ort verband man vermutlich kaum die Geburtsstätte eines Menschen, der später zu den bedeutendsten Pianisten der DDR gehören sollte. Doch ein näherer Blick auf manche Musiker-Biographien zeigt, dass Herkunft aus dem ländlichen oder kleinstädtischen Raum gar nicht so ungewöhnlich war – etwa im Falle des Komponisten Johann Cilenšek (1913–1998), der aus Großdubrau in der Lausitz kam, im Falle der Cembalistin und Komponistin Ruth Zechlin (1926–2007), die aus Großhartmannsdorf im Erzgebirge kam, im Falle des Komponisten Georg Katzer (1935–2019), der aus Habelschwerdt (heute Bystrzyca Kłodzka) am Fuße des Riesengebirges kam, oder des Komponisten Lothar Voigtländer (geb. 1943), der aus Leisnig in Sachsen kommt. Um so mehr erstaunt angesichts dieser Herkunft – welche eine besondere Verwurzelung in traditioneller Musik mit sich bringen konnte – das breite Spektrum dieser Persönlichkeiten von der Musik der Barockzeit bis zur Musik des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus. Mit dieser Offenheit für Musik aus unterschiedlichen Zeiten erklärt sich, dass Arens sich auch für die Neue Musik in der DDR einsetzte; so spielte er unter anderem das Konzertstück für Klavier und Orchester von Cilenšek. Seine besondere Liebe gilt der Musik von Franz Liszt; aber auch Stücke von Johann Nepomuk Hummel finden sich in seinem umfangreichen Repertoire, aus welchem er immer wieder auch in Gesprächskonzerten mit Wolfram Huschke Wunderbares hervorzauberte. Sein besonderes Ohrenmerk gilt den leisen Klängen. Neben seiner langjährigen Lehrtätigkeit und seinem Amt als Rektor an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT (2001–2010) sowie seinem Engagement für die Deutsche Liszt-Gesellschaft und die Kulturstiftung Leipzig führten ihn Konzertreisen und Lehrtätigkeiten an verschiedene Orte der Welt, besonders nach Südostasien. Als mitmaßgeblicher Initiator der landesweiten Jubiläumsfeierlichkeiten zum 200. Geburtstag von Liszt im Jahre 2011 entwickelte er zusammen mit Wolfram Huschke als nachhaltiges Folgeprojekts des Jubiläumsjahrs die Liszt-Biennale, die zu einem der attraktivsten musikalischen Kulturereignisse Thüringens wurde. Zudem entwickelte er zusammen mit Constantin Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst die Liszt-Akademie in Schillingsfürst, bei der Nachwuchspianistinnen und –pianisten auf weltweit renommierte Lehrerpersönlichkeiten treffen. Möge dieser große Musiker uns noch lange mit seiner Kunst beglücken!
Albrecht v. Massow
(Präsident der Deutschen Liszt-Gesellschaft)
Rolf-Dieter Arens | Foto: Maik Schuck